Ok, den Aufbau (zumindest den ersten Teil) gab es in groben Zügen schon mal anders wo zu lesen.
Aber neues Forum neues Glück!
Ich finde solche Aufbau Geschichten immer spannend zu lesen und da ich hoffe, dass es anderen auch so geht, lege ich hier mal los:

Wir schreiben das Jahr 2011. Es ist der 5. Juni 21:39 Uhr. Es war ein ebay Angebot mit der simplen Überschrift "mtb rahmen"
Als ich dann die Auktion aufrief, fiel die Kinnlade:

Erstmal die Farbe!
Ich war auf der Suche nach einem Fully Rahmen und es gab da so einige Träume/ Flausen, die ich im Kopf hatte. Ok, auch ich hätte gern ein Liteville gehabt, aber die waren selbst gebraucht noch sauteuer.
Scharf war ich aber schon länger auf diese Art Hinterbau. Speziell gesucht habe ich nach Bergwerk und Centurion.
Kurz ein paar Geometriedaten:
Rahmenhöhe 51cm, von Tretlager bis Ende Sitzrohr.
Das Rahmendreieck selbst ist wesentlich kleiner: Tretlager Mitte bis Oberrohr Mitte 38cm
Dadurch wirkt der Rahmen schön kompakt.
Steuerrohrwinkel 70°
Radstand 111,6cm
Der Hinterbaui bietet locker Platz für 2,4 Zoll Schlappen.
Vorne ausgelegt für Gabeln mit 140mm Federweg.
Der Manitou SPV Dämpfer bringt 120mm.
Der hat eine per Luftdruck regelbare Plattform.

 

Noch eine Anmerkung zur Hinterbaufederung: Bei einem Bike mit z.B. 150mm Federweg, legt der Dämpfer diese Strecke in der Regel nicht zurück. Der Hub ist kürzer. Das kann zu Übersetzungsverhältnissen von 1:3 bis 1:4 führen. Bei dem LRS System von Centurion ist das Verhältnis annähernd 1:1. Dies soll den Hinterbau sensibler machen und benötigt niedrigere Drücke im Dämpfer.
Das dieses System sich nicht durchsetzt, mag daran liegen, dass spezielle Dämpfer mit recht langem Einbaumaß benötigt werden

 

Zum schönen Rahmen gehört natürlich auch eine schöne Gabel.
Ich hatte Glück, fand die Wunschgabel gebraucht und günstig:

Magura Thor
140mm, absenkbar per Lenker Remote!

 

Ziel war es beim Aufbau natürlich für möglichst wenig Kohle ein möglichst cooles () Bike zusammen zu schrauben.
Da ging viel über ebay und online Gebrauchtmärkte.
Aber auch Herr Rose hat mit Sonderangeboten zur Ausgabenminimierung beigetragen.
Schaltungstechnisch war xt Niveau geplant. Aber es kam anders...

Es war nicht plötzlicher Reichtum, der mir diese edlen Parts ermöglichte, sondern Glück mit günstigen Preisen
Lediglich der vordere Umwerfer schlägt aus der Art: Das ist ein X9 geworden, gefiel mir von der Optik besser

 

Zu den Laufrädern:
Easton Havoc Bj 09.
Ungebraucht, lagen bei jemanden im Keller.
Der Preis war heiß!!!

Schick finde ich die asymetrischen Naben:

Die Laufräder sind jetzt nicht superleicht, stehen aber in dem Ruf, sehr stabil zu sein.

 

Jetzt noch kurz im Bild einige andere Parts.
Race Face evolve Kurbel

Crank Brothers Vorbau und Lenker:

Avid Elixir Cr Bremsen mit 203er Scheiben.

Der Steuersatz kam von Acros (Made in Germany)
Die Kette ist gülden und von KMC (Ich gebe zu, Ketten in dieser Preisklasse sind Spielkram für Spinner, aber ich steh' drauf)

Reifen Maxxis Ardent

 

Als dann alles da war, ging es endlich mit dem Aufbau los.
Erster Schritt, Steuersatz einpressen, Gabel, rein und Vorbau.

Hatte mich dagegen entschieden, den Einbau des Steuersatzes (semi integriert) mit irgend einem Selbstbauwerkzeug (Gewindestange, Unterlegscheiben) zu machen und mir ein Einpresswerkzeug zugelegt. Ging damit kinderleicht.
Als nächstes kamen die Bremsen dran:

Bei den Belägen habe ich mich für die auffällig grünen Swisstop entschieden.
Flugs noch Reifen drauf, Kassette montiert und die Räder ans Bike.

 

Noch hing das Bike im Ständer. Aber da die "Puschen" drauf waren, kam nun der Moment, es endlich auf eigene Beine zu stellen...
Über ein halbes Jahr lag der Rahmen im Keller, die Kiste mit den Parts füllte sich langsam.
Und jetzt war der große Moment da.
Ich schob das Rad vor die Tür, stellte es auf den Ständer und trat einen Schritt zurück:

In diesem Augenblick fiel mir auf, dass noch irgend etwas fehlte...

Nun mal ernsthaft. Da Stand ich das erste mal vor meinem Traumbike.
Ich stolperte ein wenig zurück, die Kinnlade sank tief.
Jeder der schon mal selbst aufgebaut hat, kann vermutlich die Gefühle, die einem in diesem Moment durchgehen nachempfinden, für alle anderen kann ich nur sagen: unbeschreiblich.

Klingt vielleicht etwas übertrieben, aber ich als begeisterter Biker und Bastler war überwältigt.

 

Das Gegenstück zum Singlespeeder, der Nospeeder.
Schön ist, dass die benötigten Kräfte beim Kurbeln sich in Grenzen halten.

 

Am Ende habe ich mich dann doch entschieden Schaltwerk und den ganzen Rest zu verbauen.
Bei den Bowdenzügen habe ich mich für Jagwire entschieden.:thumpup:
Nach zwei gemütlichen Tagen Bastelarbeit war dann endlich Version 1 fertig.

 

Das Wetter zu dieser Zeit war eher extrem mies, aber kurze Probefahrt musste sein:


Und in kräftiger Schlammschlacht zeigte sich dann auch ein Nachteil, der Dämpfer ist satt unter Beschuß:

 

Zwei Sachen waren nun noch zu ändern.
1. Der Vorbau war an sich sehr schön, nur das Orange passte gar nicht zum Bike. Da es nun perfekt werden sollte, wurde der noch kurz gegen den zum Lenker passenden getauscht.

Ok, man muss schon ein bißchen bekloppt sein, um wegen solcher Kinkerlitzchen Geld auszugeben.
Aber der Wahnsinn war noch nicht zu Ende
2. Ich wollte Flats ans Bike, und zwar nicht irgend welche.

(Tja, Mario, so sehen sie in Alu Natur aus)

Ich gebe ja zu, ist schon etwas dick aufgetragen. Aber ich denke wer dem Thread bis hierher gefolgt ist, hat gemerkt, mit wieviel Leidenschaft das Bike entstanden ist. Und dann passt es wieder

 

Tja nun war es fertig!
Hier noch zwei Bilder zum Abschluss

 

Sehr schön! Schon komisch das wir beide unabhängig voneinander die gleichen Pedale bestellt haben.

Ein sehr schönes Bike geworden! :thumpup:Freue mich schon darauf es bald mal in Natura zu sehen. Leider kommt es ja im Juni nicht dazu. Aber vielleicht sehen wir uns vorher ja noch im Harz mit Kai.

 

Das zeigt nur unseren guten Geschmack!:thumpup:

 

So, nun mal zu den Faheindrücken. Mein persönliches Fazit vorab: Ich komme in letzter Zeit viel zu wenig auf's Bike.
Ein Paar Kilometer auf dem alten Römer sind es dann doch geworden.
Ersteinmal scheinen meine Pläne zur "Geometrie" aufzugehen. In früheren Tests wurde dem Bike aufgrund des langen Radstandes eine gewisse Trägheit nachgesagt. Deswegen wurde ein recht kurzer Vorbau (60mm) verbaut. Das gefühlte Ergebnis. Das Bike läuft spurtreu und ruhig geradeaus, läßt sich aber auch prima in Kurven zirkeln.
Sitzposition ist angenehm. Im Vergleich zum letzten Fully, dass ich testen durfte (BMC Trailfox), sitzt man schön "im" Rad. Beim BMC hatte ich immer den Eindruck hoch obenauf zu sitzen. Ich fühle mich im numinis deutlich wohler.

Zum Hinterbau: Das LRS System hat einige treue Fans, die auf die besonderen Fahreigenschaften schwören. Ich neige dazu, mich dieser Fangemeinschaft anzuschließen. Auf Asphalt spürt man kaum, dass man auf einem Fully sitzt, da fühlt es sich an, wie ein Hardtail. Im Gelände reagiert der Hinterbau wunderbar unauffällig, d.h. sensibel. Unebenheiten werden einfach weggebügelt (War da 'ne Wurzel?). Bisher hatte ich allerdings nur Gelegenheit das Bike auf recht gemäßigtem Terrain zu testen. Aber der erste Eindruck war schon klasse.

Zur Gabel: Ich habe nun innerhalb kürzester Zeit Gebeln dreier Hersteller testen dürfen: Rock Shox, Fox, und jetzt Magura.
Die Fox war von der Dämpfung her mein Liebling.
Die Thor schlägt sich aber auch wacker und harmoniert sehr gut mit dem Bike. Auch damit bin ich also sehr zufrieden.

Somit lautet das Fazit: Aufbau geglückt, tolles Bike unterm Hintern!!

 

Nochmal was zu den sehr genialen X0 Triggern

Nicht nur, dass sie gut aussehen.
Der silberne Hebel läßt sich im Winkel verstellen, so dass man je nach Geschmack den Abstand der beiden Hebel zu einander variieren kann:

 

Ja tolle Teile...wobei da Bild mit der Bremse diese noch besser in Szene setzt!!

 

Das Bild ist übrigens bei schlechten Lichtverhältnissen mit der Spiegelreflexkamera gemacht worden. Aber die Vorteile zeigen sich in dieser Nahaufnahme deutlich: Es ist da wo es sein soll, nämlich im Bildschwerpunkt, am schärfsten und alle Details sind gut zu sehen, so auch die Nutzungsspuren am Bremshebel.